Blutspende: Der große Check: Blutspenden im Labor

2021-12-31 18:01:58 By : Ms. Silence Tang

VIERSEN Am Mittwoch können Freiwillige Blut am Clara-Schumann-Gymnasium spenden. Wir zeigen, was danach mit den Blutspenden passiert — und für wen sie wichtig sind

Auf einer kleinen Maschine wippt der durchsichtige Beutel, um das Blut in Bewegung zu halten. Rund zehn Minuten dauert es, bis der Kunststoffbeutel gefüllt und rot ist. 2017 gaben 459 Menschen in Viersen ihre erste Blutkonserve beim Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ab. Wir haben nachgefragt, was mit den gefüllten Spenden passiert – und sind den gefüllten Blutbeuteln ins Zentrallabor nach Hagen gefolgt.

Spende Bei mobilen Aktionen kommen speziell ausgestattete Fahrzeuge zu den Spendeveranstaltungen. Knapp 3,5 Stunden dauern die Sammelaktionen in der Regel. Ein Arzt muss immer überwachen, ob der Spender für die Blutabgabe geeignet ist. Dazu dient ein Bluttest, in dem beispielsweise Hämoglobin- und Eisenwert überprüft werden. Dazu gehört auch eine allgemeine Untersuchung: Blutdruck, Puls, Körpertemperatur. In einem Fragebogen müssen Spender außerdem Angaben ihrem Gesundheitszustand und Krankheiten in Vergangenheit machen.

Viersen Am Mittwoch, 29. August, von 15.30 bis 19.30 Uhr im Clara-Schumann-Gymnasium, Brandenburger Straße 1 in Dülken Grefrath Am Freitag, 31. August, in der Zeit von 16 bis 19.30 Uhr, Schule Schule an der Dorenburg,  Sekundarschule Grefrath, Burgweg 32 Schwalmtal Am Freitag, 31. August, von 15 bis 20 Uhr, Gymnasium St. Wolfhelm, Turmstraße 2 in Waldniel Willich Am Freitag, 31. August, von 15.30 bis 20 Uhr, im Pfarrzentrum St. Maria Neersen, Hauptsraße 34 (Eingang über Minoritenplatz). in Neersen.

Bereits bei der Blutabnahme werden erste Vorbereitungen fürs Labor getroffen: In drei unterschiedlichen Blutentnahmeröhrchen (Monovetten) wird Blut abgenommen, das später gründlich untersucht wird. Die Kappen haben unterschiedliche Farben: violett, gelb und braun oder weiß.

Transport Alle Spenden aus dem Einzugsgebiet des DRK-Blutspendedienstes, auch aus Viersen, werden zur weiteren Verarbeitung ins Zentrallabor in Hagen gebracht. Die Blutspenden, die am Morgen entnommen wurden, sind in der Regel am Abend bereits im Labor und werden untersucht.

Präparation In einer speziellen Abteilung werden die Blutbeutel zentrifugiert und der Inhalt so in die einzelnen Bestandteile des Blutes getrennt: Blutplasma, Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten. In die Abteilung gelangen Mitarbeiter nur durch eine Schleuse, „wie im OP-Bereich im Krankenhaus“, sagt Gräfe-Schmidt. Das Blut wird aufbereitet, während zeitgleich die Untersuchungen im Labor laufen. Freigegeben werden die fertigen Produkte jedoch erst, wenn auch das Labor grünes Licht gibt.

Labor Bevor die Blutbeutel zur Weiterverarbeitung freigegeben werden, muss jede einzelne Spende auf Qualität und Infektionen wie HIV und Hepatitis untersucht werden. Hier kommen die abgefüllten Röhrchen zum Einsatz. Für die Verarbeitung zu Konserven für Kleinkinder wird zudem noch untersucht, ob das Blut frei von Antikörpern bestimmter Krankheiten ist, etwa nach einer durchlebten Hirnhautentzündung. „Die Untersuchungen müssen möglichst schnell erfolgen“, sagt Gräfe-Schmidt. Aus dem Blut wird etwa ein Thrombozythen-Präparat hergestellt. Die Blutplättchen, die für eine ausreichende Blutgerinnung wichtig sind, sind nur kurz haltbar,  maximal fünf Tage. „Da zählt jede Stunde Lagerzeit.“ Im Labor läuft nahezu alles automatisiert: „Das ist schnell, aber vor allem sicher“, sagt Regine Rietz, medizin-technische Assistentin im Zentrallabor in Hagen. Die Arbeit im Labor beginnt bereits in der Nacht und wird in der Frühschicht anschließend fortgesetzt.

Jedes der drei Röhrchen tritt die Runde in einem anderen Laborbereich an. Zeitgleich untersucht jede Abteilung die Blutröhrchen. Die Monovette mit der violetten Kappe ist beispielsweise für die Bestimmung der Blutgruppe und des Rhesusfaktors, bei Neuspendern wird die Blutgruppe sogar mit zwei Röhrchen doppelt überprüft, um auf Nummer sicher zu gehen.

Das braune oder weiße Röhrchen durchläuft eine Analyse in einer automatisierten Anlage. Je nach Tagesaufkommen sind meist mehr als 3000 Röhrchen am Tag in der sogenannten Laborstraße unterwegs. Im ersten Schritt werden die Röhrchen in die Anlage gegeben. „Die Maschine stellt die Röhrchen anschließend automatisch in die Zentrifuge“, sagt Rietz. Etwa zehn Minuten lang werden die Proben geschleudert. Dadurch setzen sich die roten Blutkörperchen (Erythrozythen) unten ab, oben bleibt das Serum. Dazwischen setzen sich die Thrombozyten (weiße Blutkörperchen) ab. Das gleiche Prinzip, wie in der Präparation für die großen Blutbeutel – nur in klein.

Im nächsten Schritt fotografiert die Anlage die Probe. „Damit können wir die Qualität der Probe beurteilen“, sagt Rietz. Sehr trübes Plasma beispielsweise deutet auf einen hohen Fettanteil hin, etwa,  wenn der Spender fettig gegessen hat, oder eine Stoffwechselstörung vorliegt. Eine rötliche Färbung kann auftreten, wenn die roten Blutkörperchen beschädigt wurden und sich auflösen. Rietz: „Das kann passieren, wenn eine Probe viel zu kalt, zu warm oder zu lange gelagert wurde.“

Um sicherzustellen, dass mit den Blutpräparaten keine Infektionen übertragen werden, wird jede einzelne Spende auf Antikörper von Hepatitis B und C sowie HIV untersucht. Aber auch, wenn noch keine Antikörper im Blut vorhanden sind, könnte ein Spender bereits infiziert sein. „Dafür haben wir das PCR-Verfahren, womit wir schon früher Erreger nachweisen können“, sagt Rietz.

An dieser Stelle kommt das Röhrchen mit der gelben Kappe zum Einsatz. Mithilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wird nach dem genetischen Abdruck von Viren gesucht. Auch wenn der Körper noch keine Antikörper gebildet hat, kann auf diesem Weg eine Infektion nachgewiesen werden. Falls ein Ergebnis beim Antikörper- oder PCR-Test positiv auffällt, wird der Spender benachrichtigt und die Spende aus dem Verkehr gezogen.

Die Anzahl positiver Befunde sei jedoch „verschwindend gering“, sagt Rietz. „Wir haben hier einen sehr großen Sicherheitsanspruch und werden auch sehr streng kontrolliert und überwacht.“ Im Grunde sei eine Blutspende eine Art lebende Organspende – daher sei es auch Pflicht, beim Spenden Personalausweis vorzuzeigen. Rietz: „Es ist wichtig, dass wir unsere Quellen gründlich kontrollieren.“

Verarbeitung Nach durchlaufener Kontrolle werden Präparate hergestellt, die beispielsweise für Verbrennungsopfer, Tumor- und Krebspatienten, Unfallopfer oder bei anderen Krankheiten lebenswichtig sind. Dies sind in der Regel Blutplasma, Vollblutkonserven und die sogenannte Thrombozyten-Suspension. „30 Prozent der Thrombozyten-Präparate gehen an Tumorpatienten“, sagt Gräfe-Schmidt. Durch die Chemotherapie wird das gesunde Verhältnis zwischen den Bestandteilen im Blut zerstört. Der fehlende Anteil muss dann durch Präparate ergänzt werden.

Nur drei bis fünf Prozent Blutplättchen enthält eine Vollblutspende. Deshalb muss das Material von vier Spendern der gleichen Blutgruppe zusammengeführt werden und Plasma hinzugefügt werden, um eine Konserve von 260 bis 300 Millilitern zu gewinnen. 30 Prozent der Gesamtmenge bildet Blutplasma. Um sechs bis acht Krebspatienten mit Blutpräparaten zu versorgen, sind etwa 100 Blutspenden notwendig.

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