Martin Schöller: "Mit Clooney ist es lustig" | GALA.de

2021-12-31 18:02:23 By : Mr. James Zhang

war er Annie Leibovitz' Assistent (sprich: persönlicher Sklave), schleppte Stative, leuchtete den Hintergrund aus und beobachtete die Großmeisterin der Porträtfotografie genau. Es hat sich gelohnt: Heute zählt der überzeugte Rastalocken-Träger Martin Schoeller ("Die werde ich haben, bis sie abfallen") selbst zu den Stars der Szene. Berühmt wurde der 40-Jährige ebenfalls mit Porträts - von Prominenten und von ganz normalen Menschen, skurril in Szene gesetzt oder in extremen Nahaufnahmen. Jetzt präsentiert Schoeller seine besten Bilder in einem neuen Buch; eine beeindruckende Werkschau zwischen Traumfabrik und Wirklichkeit.

Nein. Vor dem Shooting hatte ich in einem Interview über sie gelesen, dass sie sich einmal die Nase gebrochen hat. Also wollte ich Angelina Jolie fotografieren, wie ihr Blut aus der Nase fließt. Als ich ihr meine Idee präsentierte, meinte sie jedoch, das könne sie nicht machen, weil sie dann wie eine Kokainsüchtige aussehen würde. Sie schlug stattdessen vor, Blut aus ihrem Mund laufen zu lassen.

Nicht unbedingt. Häufig ist spätestens der PR-Agent beim Foto-Termin gegen meine Ideen. Angelina Jolie war eine rühmliche Ausnahme: Sie hatte erst gar keinen dabei.

Lustig ist es auf alle Fälle mit George Clooney. Ich habe ihn und Catherine Zeta-Jones einmal zusammen abgelichtet, während er ihr die Zehennägel lackiert hat. Sie hat sich anfangs unglaublich geziert, da hat er sich einfach ihren Fuß geschnappt, sie gekitzelt und drauflos gemalt.

Ich lese alles, was ich über sie zu fassen kriege, schaue mir ihre Filme an und lese Bücher über sie. Nur so kann ich ein Gefühl dafür entwickeln, wie dieser Mensch tickt und was ihn gerade beschäftigt.

Wenn ich meine Close-ups mache, wissen die Stars zum Großteil gar nicht, wie ihnen geschieht. Ich schieße sie meist am Ende eines Shootings, wenn alles andere schon vorbei ist. Viele sind auch nicht besonders gut vorbereitet und wissen gar nicht, was sie bei mir erwartet. Außerdem lassen meine Fotos die Menschen ja nicht schlecht aussehen, sondern bilden sie einfach ehrlicher ab. Einige Hollywoodstars reagieren darauf aber tatsächlich allergisch: Mariah Carey und Tom Cruise etwa haben es abgelehnt, von mir fotografiert zu werden.

Ich arbeite an den Farben und Kontrasten, retuschiere aber keine Falten weg. Sie gehören zu den Menschen dazu, finde ich.

Nö. Es gibt Menschen, die ein sehr gleichmäßiges Gesicht haben und auf Bildern gut aussehen - zu denen gehöre ich nicht, meines ist eher schief. Ich mag auch keine Selbstporträts, auf die viele meiner Kollegen stehen. Ich finde, das hat etwas Eitles. Und eitel bin ich sicher nicht.

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